Vanlife in der Coronakrise: Unsere Zeit in Griechenland
Unser Vanlife in der Coronakrise verlief recht gut und entspannt. Das haben wir allerdings nur unserem Glück zu verdanken. Aus geplanten fünf Wochen Vanlife Griechenland sind fast zwölf geworden. Wie wir die letzten Wochen erlebt haben und wie es weiter gehen soll, erfahrt ihr in folgendem Beitrag.
Unsere zweite Etappe startete bereits am 15. Februar. Zusammen mit einer fetten Erkältung aus Deutschland haben wir uns auf den Weg zum Vanlife in Italien gemacht. Das Virus war in den Medien schon sehr präsent, hat aber eher China betroffen. Nur sehr vereinzelt gab es bereits Fälle in Europa und von einer Pandemie war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht auszugehen. Bei trübem Wetter zogen wir durch die Gassen von Parma und erkundeten die Stadt. Unser Weg führte uns dann weiter Richtung Süden über Modena und Bologna an die Adriaküste. Schnell häuften sich die Fälle und wir schienen das Virus stets hinter uns zu lassen.
Am 29. Februar sind wir mit der Fähre vom italienischen Bari zum griechischen Igoumenitsa übergesetzt. Die Fälle in Italien stiegen drastisch an und wir waren froh, das Land verlassen zu haben, auch wenn uns jetzt in Griechenland eine unsichere Situation erwartete. Zunächst konnten wir jedoch keinerlei Einschränkungen spüren und wir haben unsere Reise durchs Land wie geplant begonnen. Doch mit jeden Tag überschlugen sich die Nachrichten zum Virus und auch Griechenland handelte nun. Wir wurden unsicher, was das Vanlife in der Coronakrise mit sich bringen würde.
Kurz vor Delphi kam dann der Shutdown. Die Straßen wurden schlagartig leer und die Stimmung gespenstisch. Die historischen Ausgrabungsstätten waren unser Ziel, wurden jedoch kurzfristig geschlossen. Gelegentlich trugen Menschen Schutzmasken und Handschuhe. Für uns verlagerte sich der Mittelpunkt nun mehr in die Abgeschiedenheit. Die mögen wir zweifelsfrei, jedoch hat das Land auch historische und wunderschöne Ortschaften, welche wir ebenfalls sehen wollten. Eine kleine Bucht am Golf von Korinth war für viele Tage unser Rückzugsort von der Zivilisation.
Wir sind nur weitergezogen, wenn wir ohnehin einkaufen mussten. Dafür mussten wir einen Zettel schreiben, auf dem unsere Persönlichen Daten, sowie das Ziel standen. Im Falle einer Kontrolle, gilt das quasi als Bescheinigung für die Fortbewegung. Zu diesem Zeitpunkt, Ende März, hatten nur noch Supermärkte, Bäckereien, Tankstellen und Apotheken sowie Banken geöffnet. Restaurants durften nur Außer Haus verkaufen. Im Supermarkt traf man nun vermehrt auf Schutzmasken und Handschuhe. Wir waren froh über unser Desinfektionsmittel aus Deutschland. Dennoch lief alles gesittet ab und der Abstand wurde gut eingehalten.
Mittlerweile im Norden der Peloponnes angekommen wurde unsere Fähre zurück nach Italien gestrichen. das wunderte uns beim derzeitigen Stand der Virus-Infektionen und der rasanten Ausbreitung jedoch nicht. Trotzdem war es komisches Gefühl, so in der Luft zu hängen und keine Aussicht für eine Rückreise zu haben. Aufgrund der bescheidenen Wetteraussichten wagten wir den Vorstoß und sind quer über die Insel bis zum Südwesten Richtung Pylos gefahren. Um zügig ans Ziel zu kommen, haben wir die mautpflichtige Autobahn gewählt. Nur an einer Mautstation wurden wir einer freundlichen und knappen Kontrolle unterzogen. Schließlich herrschte Lockdown und ein generelles Reiseverbot. Die Weiterfahrt wurde uns jedoch gestattet.
In der Nähe von Pylos haben wir uns einen einsamen Stellplatz in Strandnähe gesucht. Hier konnten wir zum ersten Mal Schakale heulen hören. Die mit dem Wolf verwandten Hunde haben sich nach Einbruch der Dunkelheit mit jaulenden Lauten zur Jagd zusammengerufen. Am nächsten Morgen sah man dazu passende Spuren im sandigen Boden. Nur einen Stellplatz weiter haben wir für uns vorerst das “Vanlife-Lockdown-Paradies” gefunden. Ein einsamer Strandabschnitt in einer Sackgasse nahe Gargaliani war für fast zwei Wochen unser Zuhause. Nur wenige Einheimische sind ab und zu an diesen Ort gekommen. Der Parkplatz direkt am Strand bot eine herrliche Aussicht.
Hier haben wir auch zwei sehr freundliche Menschen kennengelernt. Lui und Ilse aus Österreich kommen bereits seit 40 Jahren regelmäßig für den Urlaub in diese Region und leben seit nunmehr 15 Jahren in dieser Gegend. Ihre enorme Hilfsbereitschaft hat uns sehr gefreut und die vielen hilfreichen Tipps zum Leben in Griechenland kamen quasi aus erster Hand. Die Polizei fuhr unseren Stellplatz regelmäßig an und grüßte stets freundlich. Es war ein gutes Gefühl gesehen und geduldet zu werden. Auch alle Einheimischen haben sind uns immer nett und offen entgegengetreten.
Eines Tages waren die Ordnungshüter jedoch nicht mehr mit unserem Standort einverstanden und baten uns freundlich den Platz zu verlassen. Doch wohin? Lui und Ilse waren unsere einzige Anlaufstelle in diesem Moment, denn scheinbar waren Camper zu diesem Zeitpunkt doch nicht mehr so gern gesehen. Gesagt, getan haben wir uns auf den kurzen Weg zu unseren österreichischen Bekannten gemacht. Aus einer Übergangslösung hat sich dann ein Aufenthalt von über einem Monat auf ihrem Grundstück ergeben. Es war eine der schönsten und vor allem auch lehrreichsten Zeiten unsere Reise. Wir haben viel über Flora und Fauna Griechenlands erfahren, von der Lebenserfahrung von Lui und Ilse profitiert und zu guter Letzt haben wir uns sicher und wohl gefühlt.
Der paradiesische Garten hat uns jeden Morgen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und die Hunde und Katzen sind uns ans Herz gewachsen. Auf typisch griechisches Essen mussten wir ebenfalls nicht verzichten und wurden gelegentlich von der lokalen Taverne versorgt. Doch auch den Strand mussten wir nicht vermissen, denn in weniger als fünf Gehminuten hatten wir einen einsamen Abschnitt meist ganz für uns alleine. Hier haben wir auch die meiste Zeit der heißen Tage verbracht. Bis zu 39 Grad waren bei leichtem Wind und einer Abkühlung im Meer immer noch erträglich.
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge haben wir nach der Aufhebung der Reisebschränkung am 17. Mai unsere Weiterreise angetreten. Zu diesem Zeitpunkt hat uns die deutsche Botschaft in Thessaloniki die Rückreise über den Balkan ab dem 20. Mai in Aussicht gestellt. Wir haben uns langsam in nördliche Richtung bewegt, um über Bulgarien, Serbien, Kroatien, Slowenien und Österreich nach Deutschland zu gelangen. Nach einer kurzfristigen Absage haben wir noch einen Zwischenstopp bei den Klöstern von Meteora eingelegt.
Vanlife in der Coronakrise: Die Rückreise
So überraschend wie die Ablehnung der Durchfahrtsgenehmigung kam dann wiederum die Wendung. Am 22. Mai kam plötzlich die Mitteilung, dass ein Transit über den Balkan nun doch möglich sei und keinerlei Dokumente und Genehmigungen notwendig sind. Nach einem fantastischen Sonnenuntergang haben wir uns auf den Weg Richtung Bulgarien gemacht um am nächsten Morgen die Grenz zu überqueren. Nach einer kurzen Nacht traten wir mit Herzklopfen unsere Rückreise an. Wir hatten viele Horrorstories von anderen Vanlifern gehört, welche in Quarantäne mussten oder an der Grenze einfach lautstark abgewiesen wurden.
Doch das Glück war auf unserer Seite. Alle Grenzübertritte verliefen problemlos und stets freundlich. Der Wohnraum und die Papiere wurden immer überprüft. Ein freundlicher Smalltalk war ebenfalls immer gegeben. Viele interessierten sich dafür, woher wir kommen und wie die Lage in Griechenland war. Die Straßen waren immer frei und so konnten wir bei einer konstanten Reisegeschwindigkeit dem Ziel schnell näher kommen. Letztendlich waren die unkomplizierten Grenzübertritte zusammen mit der Vorfreude auf Deutschland dafür verantwortlich, dass wir nach 22 Stunden Autofahrt am Ziel angekommen sind.
Freundliche Griechen trotz Virus-Krise
Rückblickend betrachtet war unser Vanlife in der Coronakrise nicht annähernd so einschränkend, wie wir es uns am Anfang ausgemalt hatten. Besichtigungen von historischen Stätten und Orten waren nicht möglich. Auch das umfangreiche Erkunden von Stellplätzen haben wir aufgrund der Ausgangssperre vermeiden. Im Großen und Ganzen haben wir uns in anfänglich in einem relativ kleinen Radius um den Bus bewegt. Auf dem Privatgrundstück sicher abgestellt, haben wir dann auch mal längere Spaziergänge unternommen. Das Einkaufen war in Griechenland überhaupt nicht eingeschränkt. Alle Produkte waren stets verfügbar und die Mitmenschen umsichtig.
Trotzdem steht für uns fest, dass wir nochmal mehr von Land und Leuten erfahren und deshalb zurückkehren möchten. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Griechen war unglaublich groß. Wir wurden häufig angesprochen und haben nette Unterhaltungen geführt. Für uns ist Griechenland landschaftlich und menschlich ein ausgezeichnetes Ziel fürs Vanlife in Europa. Dass Vanlife in der Coronakrise jedoch ebenfalls funktionieren kann, haben wir nun auch erfahren. Wir freuen uns jedoch schon auf den nächsten Trip mit vielen Ausflügen und ohne Ausgangssperre 😉